Das Längenproblem und seine Lösung

Bis ins 18. Jahrhundert gab es keine an Bord eines Schiffes praktikable Möglichkeit, die geographische Länge des Schiffsstandortes zu bestimmen.
Zwar wurde schon früh der Zusammenhang zwischen geographischer Länge, Zeit und Stand der Gestirne erkannt. So wie der Stand der Gestirne die Zeit für einen Ort bestimmt, kann umgekehrt der Ort aus dem Stand der Gestirne bestimmt werden, wenn man nur die genaue Zeit kennen würde. Aber woher die genaue Zeit nehmen ?

Im 18. Jahrhundert wurde der Lösung dieses Problems derartige Bedeutung beigemessen, daß das englische Parlament im Jahr 1714 die damals ungeheuerliche Summe von 20.000 Pfund für den auslobte, der eine praktikable Methode der Längenbestimmung anzubieten hatte.

Die Lösung des Längenproblems wurde bereits vorher am Himmel gesucht : Galileo Galilei, der Entdecker der Jupitermonde, berechnete bereits im 17.Jahrhundert deren Umlaufbahnen so exakt, daß aus ihrer Konstellation die Zeit bestimmt werden konnte.
In der Bordpraxis versagte das Verfahren, da die Jupitertrabanten vom Schiff aus nur schwer zu beobachten sind und Jupiter samt seiner Monde abhängig von seiner Position auf der Umlaufbahn nicht permanent zu beobachten ist.
An Land wurde Galileis Verfahren nach 1650 allgemein akzeptiert. Es ermöglichte endlich die Herstellung von Karten, die nicht nur der Breite sondern auch der Länge nach korrekt waren.

Schon praktikabler war die Monddistanzmessung, bei der der Abstand des Mondes zu einem Fixstern gemessen wird und mit dem bekannten Winkel für einen vorgegebenen Ort verglichen wird. Daraus läßt sich auf die Länge schließen.
Diese Methode blieb noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein in Gebrauch da die zu dieser Zeit bereits existierenden Chronometer für die Kapitäne speziell kleinerer Schiffe unerschwinglich teuer waren.

John Harrison setzte auf die mechanische Lösung: Das Chronometer

Mit seiner H1 baute er die erste schiffstaugliche Uhr hinreichender Genauigkeit und präsentierte sie am 30. Juni 1737 der Längengradkommission, die über die Preisvergabe des 1714 ausgelobten Preises zu entscheiden hatte. Diese Uhr war in einem kubischen Gehäuse von 1,20 m Kantenlänge eingebaut und wog 32 Kilogramm.
Es war noch ein weiter Weg bis zur nebenstehend abgebildeten berühmten H4 von 1759, die Harrison endlich den Preis der Längengradkommission einbrachte. Sie paßte in ein Gehäuse von nur 12 cm Durchmesser und wog nur noch knapp drei Pfund. Harrisons Uhren H1 bis H4 sind heute im National Maritime Museum Greenwich zu sehen und noch immer funktionsfähig.

 

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