Etwas zur Geschichte der Navigation

Seit urdenklichen Zeiten befahren Menschen Flüsse, Seen und Meere. Sie entwickelten Ihre Fahrzeuge immer weiter, erfanden Paddel, Ruder und Segel, bauten Dampfmaschinen und Dieselmotoren in ihre Schiffe, die immer grösser, schneller und sicherer wurden und immer mehr Menschen und Güter über immer weitere Strecken transportieren konnten.

Einfach ist die Fahrt, so lange man weiß, wo man ist und wohin es gehen soll, doch gerät das Land außer Sicht, sind die Antworten auf die beiden Fragen  wo bin ich  und wo muss ich hin  von entscheidender Bedeutung.

Ohne heute unentbehrliche Hilfsmittel waren die frühen Seefahrer auschliesslich auf Naturbeobachtungen und auf ihre Erinnerung angewiesen. Sie achteten auf Wolken, die ihnen verrieten, wo Land war, auf den Flug der Vögel , auf Art und Richtung der Wellen.
Den Wikingern auf dem Weg nach Island sagt man nach, sie hatten Raben an Bord. Glaubten sie, Land müsse nahe sein, liessen sie einen Raben fliegen und folgten ihm auf seinem Weg zum Land.
Den Polynesiern gelangen weite Reisen durch den pazifischen Ozean, oft zu winzigen Inseln. Dabei nutzten Sie auch die Wellen, aus deren Form und Richtung sie ihren Kurs bestimmten.

Gewonnene Erfahrungen wurden zunächst wohl mündlich weitergegeben, später schriftlich aufgezeichnet, um diese Erfahrungen anderen Seeleuten zugänglich zu machen.
Aus einfachen Aufzeichnungen und Skizzen entwickelten sich unsere heutigen nautischen Unterlagen, die Seehandbücher und allen voran die Seekarte.
Die Polynesier erstellten Karten aus Palmzweigen und Cowrie-Muscheln, in welchen die Positionen von Inseln und die vorherrschenden Richtungen der Wellen aufgezeichnet waren.
Bereits im 2.J.H. vor Christus entwarf der alexandrinische Astronom Ptolmäus den ersten Weltatlas. Noch älter sind Aufzeichnungen, welche heute Segelanweisungen genannt würden, in denen die Berichte und Erfahrungen von Seeleuten gesammelt wurden. Aus dem 1.J.H. vor Christus ist eine Beschreibung der Eriträischen See bekannt, in welcher ein griechicher Händler aus Alexandria die Handelsroute nach Indien aufzeichnete.

Durch die Einführung spezieller Geräte vereinfachte sich die Navigation und wurde sicherer. 

Der Kompass gibt Antwort auf die Frage, in welche Richtung zu fahren ist, nicht jedoch auf die Frage nach dem aktuellen Standort.

Mit Hilfe präziser Winkelmessgeräte -dem Sextant und seinen Vorläufern - können die Sonnen- Mond- und Sternhöhen über dem Horizont gemessen werden und daraus die geographische Breite ermittelt werden.

Bis ins 18. Jahrhundert ungelöst blieb das Längenproblem . Astronomische Ansätze zu dessen Lösung taugten nicht für oder nur bedingt für den Bordgebrauch; erst die Erfindung des Chronometers ermöglichte die einfache und genaue Bestimmung auch des Längengrades

Mit Chronometer und Sextant waren nun die Instrumente verfügbar, um Gestirnshöhen zu einem exakt bekannten Zeitpunkt genau zu messen und daraus mittels komplexer trigonometrischer Berechnungen den Schiffsstandort zu ermitteln.

Bis in die jüngste Vergangenheit waren die astronomischen  Verfahren die einzige Möglichkeit, exakte Standorte auf hoher See zu gewinnen.

Seit wenigen Jahren stehen elektronische Verfahren zur genauen und einfachen Standortbestimmung weltweit zur Verfügung. GPS-Geräte geben permanent Auskunft über Schiffsort, Geschwindigkeit, Kurs und Entfernung zum vorgegebenen Ziel. Innerhalb weniger Jahre ist damit das über Jahrhunderte gewachsene Wissen um die Navigation mit Hilfe der Gestirne bedeutungslos für die Praxis geworden.

Auch auf unseren Segeljachten hat GPS längst Einzug gehalten und das ist gut so, stehen doch damit navigatorische Informationen jederzeit auch bei schlechtem Wetter zuverlässig und ohne großen Aufwand zur Verfügung. Dem Gewinn an Sicherheit werden sich auch traditionelle Segler nicht verschließen.

Es ist sicher nicht falsch, die astronomische Navigation als eine der ganz großen kulturellen Leistungen zu sehen. Astronomen, Mathematiker, Kartographen, Mechaniker, Optiker, Uhrmacher und nicht zuletzt die Seeleute selbst haben dazu beigetragen, daß Schiffe sicher Ihren Weg über die Meere finden, Voraussetzung für die Entwicklung des weltweiten Handels.

Ehren wir alle diese Menschen dadurch, daß wir Ihre Erkenntnisse nicht einfach dem Vergessen anheim geben.